Alpen - Nauders 2001
 
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Inhalt: Tourbeschreibung

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Tourbeschreibung

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Tourbeschreibung

Die Mai- und Junifeiertage eignen sich immer wieder dazu, ein paar Tage in die Berge zu fahren. Viele Pässe sind dann schon wieder befahrbar. Doch man darf sich vom schönen Wetter in den Tälern nicht täuschen lassen. Auch zum Ende des Frühlings kann es hier vereinzelt noch zu Kälteeinbrüchen in den hochalpinen Regionen kommen, die je nach Geländehöhe von Neuschnee begleitet werden und Passsperrungen nach sich ziehen. Hinzu kommen noch Straßenarbeiten, welche eine Überfahrt manchmal ebenfalls unmöglich machen. Bei der Tourplanung ist es ratsam sich vorher über den Streckenzustand zu informieren. Dadurch  können sich  weite Umwege vermeiden lassen.

Für die Anreise nach Tirol wählen wir die Route über die A8 bis Ulm und weiter über die A7 und A96 bis Bregenz. Die bekannte Strecke, am Pfänder vorbei bis nach Au haben wir trotz des Verkehrs schnell hinter uns gebracht. Hier biegen wir nach rechts ab und fahren über das  Faschinajoch, vor dem Furkajoch links am großen Walsertal vorbei nach Bludenz. Das Wetter ist mit Temperaturen von 15°C in den Bergen und blauweißem Himmel ideal zum Touren. "Montafon" steht auf den Straßenschildern, welchen wir folgen. Hier ist die kostenpflichtige Silvretta Hochalpenstraße, die als nächstes Etappenziel im Roadbook steht. Auch hier heißt es immer wieder die Geschwindigkeit im Auge behalten, denn die ca. 30 Km bis zur Bielerhöhe unserer nächsten Rast verleiten zu flotter Fahrt, besonders wenn es darum geht, die doch recht zahlreichen Wohnmobile zu überholen.

Beim Blick zum Piz Buin, frage ich mich: Wie kommen die bloß dazu, einen Berg nach einem Sonnenöl zu nennen? Die spinnen die.... aber das ist eine andere Geschichte. Da freut mich als Saarländer das Schild Saarbrücker Hütte schon mehr. Auf unserem weitern Weg Richtung Rechenpass, umfahren wir die Samnaun Gruppe, welche sich in nordöstlicher Richtung an die Silvretta Region anschließt. Wir haben uns für Nauders als Ausgangspunkt für unsere Touren in den nächsten Tagen entschlossen. Die vorgesehne Bikergrage des Hotels Hochland ist bereits bestens mit Motorrädern gefüllt, wie auch die anderen Bikerhotels in Nauders.

Nach dem sehrguten Abendessen wird noch in der gemütlichen Stube eine Runde Tiroler Roulett gespielt. Nein, nicht klein Monaco, sondern ein witziges Holzspiel, bei dem es gilt, mittels eines spezielle Kreisels kleine Kugeln, in entsprechende Vertiefungen, welche sich im oberen Randbereich einer Holzschale befinden, zu versenken. Neben der notwendigen Feinmotorik zum Drehen des Kreisels gehört auch noch eine gehörige Portion Glück zu diesem Spiel.

Das Drehen am Gashahn am nächsten Morgen geht uns da schon besser von der Hand. Rüber über den Rechenpass, Foto am Kirchturm im Wasser und weiter zum Stilfser Joch, so ist die Planung. In Sponding geht es direkt hinter einer Hausecke nach rechts und dann gerade aus Richtung Trafoi und Stilfser Joch. Die kleine Brücke mit Straßenverengung überfahre ich und grüße noch, nach Motorradfahrermanier ein entgegenkommendes Moped. In Gedanken bin ich schon in den ersten Kehren der Jochrampe. Das große Schild mit der roten Aufschrift "chusio" interessiert mich in diesem Moment überhaupt nicht. Ich bin grade dabei 2 Gänge runterzuschalten, als ich im Rückspiegel Lichtzeichen zum Anhalten bekommen. Mist was ist den jetzt los?, denke ich und halte an. Beim Absteigen bemerke ich, dass das von mir gerade gegrüßte Motorrad wendete. "Das Joch ist gesperrt! Hast Du das Hinweisschild nicht gelesen? kommt es mir schon entgegen. "Kann nicht sein! Ich habe auf dem Webcambild vorgestern Motorräder oben gesehen! antworte ich ungläubig.

In diesem Augenblick hält die andere Maschine neben uns. Walter und Inge, ein befreundetes Ehepaar aus Liederbach steht vor uns. Welch ein Zufall. Walter hatte uns erkannt und dachte, dass wir wegen Ihnen anhalten und hatte gewendet. Ich muss zu meiner Schande gestehen, ich hatte nur das Joch im Kopf und Anita nur das Hinweisschild. Die beiden erzählen uns, dass die Auffahrt über die Nordost-Rampe nicht möglich sei, weil ein großes Straßenstück im oberen Bereich abgeruscht und noch nicht wieder hergestellt ist. Die Auffahrt ist nur über Bormio oder Umbail möglich. "Ok! dann halt nicht!" bemerke ich enttäuscht und überlege welche Route wir heute fahren können.

Walter und Inge wollen heute ins Schnalstal. "Ein Tal? Keine Pässe?" frage ich ungläubig in die Runde. "Aber ja doch, ist genauso schön und viel weniger Verkehr und geht auch hoch hinaus. Fahrt doch mit!", wirft Inge spontan ein. "Warum eigentlich nicht lassen wir uns überraschen!", meinte Anita und die "Talfahrt" ist beschlossen. Walter meint noch neben bei, dass er noch an der nächsten Tankstelle zum Spritfassen anhalten muss. Die Suche nach einer offen Tankstelle dauert gut eine Stunde, da wir fast bis Meran und wieder zurück fahren müssen. Durch eine enge Schlucht führt dann der Steile Anstieg ins Schnalstal, wo wir  schnell an Höhe gewinnen. Hunger und Durst lassen uns nach wenigen Metern im ersten ansprechenden Gasthaus einkehren. Brot mit Speck, wie der geräucherte Schinken hier genannt wird, und für uns ein Cappuccino ist nun angesagt. Wir sitzen eine ganze Weile bis wir uns wieder aufrappeln.

Da es den Beiden für das Schnalstal mittlerweile zu spät ist,  wollen wir ins benachbarte Matelltal fahren. Die Straßenführung steht den Passüberfahrten in keiner Weise nach. Enge Serpentinen schlängeln sich auch durch dieses Tal bergauf. Vor dem Ende des Martelltals gibt es natürlich auch ein gemütliches Gasthaus, wie soll es auch anders sein. Wir sitzen draußen in der Sonne und mit einem tollen Blick auf den Ortler. In dieser Idylle gibt es die Spezialität des Martelltals: Erdbeeren! Die werden nämlich hier im großen Stil angebaut und haben einen gigantischen Geschmack. So geht der Nachmittag kurzweilig ohne viel gefahren vorbei, was jedoch keiner der Anwesenden in irgendeiner Weise bedauert. Auf dem Rückweg begleiten wir Walter und Inge nach Prad und fahren wenigsten noch den Anstieg zu Stilfser Joch bis zur Sperrung. Das kurze Stück gibt uns eine Vorstellung von dem, was uns hier erwartet. Ein schöner Motorradtag, den Keiner von uns so hätte planen können.

Die klassische Sella Runde steht für den folgenden Tag auf dem Programm. Vorbei an  Meran und Bozen fahren wir bei Kastelruth ins Grönder Tal ein. Hinter Wolenstein biegen wir nach rechts ab ins Sella Masiv. Nach einigen Kilometern müssen wir jedoch wenden. Denn hier haben die Südtiroler Straßenbaumeister einen mehrere Meter breiten und tiefen Graben quer durch die Fahrbahn gezogen. "Einen Moment noch! Wir legen nur noch die Rohre rein und machen das Loch zu. Es dauert nicht mehr lange, vielleicht 2-3 Stunden!" bekomme ich von einem der Straßenbauer auf meine Frage wie lange es denn noch ungefähr dauern würde, zur Antwort. Wie schütteln nur ungläubig den Kopf und freuen und, dass wir mit unseren Maschinen noch wenden können. Da die Baustelle nirgends vorher angezeigt wird.  stauen sich mittlerweile Autos, Busse, und Camper schon einige hundert Meter in beide Richtungen. Wir fahren weiter Richtung Süden über das Sella Joch. Bei einem Mega Eisbecher in Arabba lassen wir uns noch etwas aus über die doch wundersame Weise der Straßenbauarbeiten und die tollen Kurven des Prodojs den wir gerade überfuhren. Bei strahlendem Sonnenschein geht es anschließend wieder gegen Nauders.

Das Wetter am folgenden Tag ist zwar trocken, aber bei weitem nicht so schön wie am Vortag. Aus diesem Grund wählen wir für diesen Tag eine kurze Tour ins benachbarte Kaunertal. Kostenpflichtig, wie so viele schöne Strecken in Österreich, führt der an manchen Stellen sehr steile Weg bis zur Seilbahnstation auf 2750m. Das ist fast genau die Höhe der Stilfser Jochs. Von hieraus geht es direkt auf den Gletscher.  Unsern Aufenthalt hier belassen wir jedoch bei einigen Fotos. Der einsetzende Schneefall und die Temperaturen um den Gefrierpunkt raten uns zur Rückfahrt. Die Straße ist mittlerweile an den Steilstücken nass und leicht schmierig. Die Suzi mit ihrem V2 ist durch ihre  Motorbremswirkung hier eindeutig im Vorteil. Mit meinem V4, dem höheren Gewicht und dem  Combibremssystem ist es erheblich schwieriger die Geschwindigkeit abzubremsen ohne in den Kehren gerade aus zu fahren. An Kurven mit Schräglage ist im Moment nicht zu denken. Die Physik hat halt sehr enge Grenzen und um diese nicht auszuloten, gehen wir die obere Passage der Abfahrt besonders Vorsichtig an.

Die dicke Wolkendecke und der angesagte Regen, lassen uns am nächsten Morgen auf Plan B umschwenken. Wir werden heute ausgiebig die Wellnesseinrichtung des Hotels testen. Während des Frühstücks sehen wir die ersten Motorräder, auf bereits leicht feuchter Straße durch Nauders fahren. Als wir etwas später auf unseren Liegestühlen dicke Regentropfen über uns auf das Glasdach prasseln sehen, fühlen wir uns in unserer Entscheidung mehr als bestätigt. Die weiteren Highlights des Tages sollen nur noch ein Fitnessstündchen und etwas Sauna werden. Am späteren Nachmittag finden sich dann langsam die andern Motorrad fahrenden Gäste ein. Sie erzählen uns, dass die heutige Fahrt ohne trockenen Streckenabschnitt richtig ins Wasser gefallen ist.

Am nächsten Tag strahlt die Sonne wieder über die Berge und wir fahren den Weg gegenüber unseres Hotels hinauf über die Norberthöhe in Richtung Zollfreigebiet Samnaun. Der Weg in diese Steueroase ist jedoch über weite Strecken in sehr bescheidenem Zustand und mit Baustellen gepflastert. "Der Weg zu weniger Steuern ist halt recht "steinig", denke ich mir, als wir wieder einmal an einer der Ampelanlagen mit den sehr langen Schaltzeiten warten. In Samnaun angekommnen, haben wir aber auf eine ausgiebige Einkaufstour keine Lust mehr. Die langen Schlangen an den Tankstellen zeigen uns, dass der Tanktourismus floriert. Während des Tankes überlegt es sich Petrus anders und öffnet kurz seine Schleusen. Als der Regen nachgelassen hat fahren wir weiter in die Schweiz. Der Ofenpass ist unser nächstes Ziel. Wenig Verkehr, ein blauer Himmel und eine wieder trockene Straße machen die Fahrt durchs Unterengadin zu einem richtigen Vergnügen. Der 2149m hohe Ofenpass gehört unserer Meinung nach aus Sicht der Streckenführung eher zur Kategorie der einfacheren Pässe. Die mitten durch den Schweizer Nationalpark verlaufenden Passüberfahrt bietet mit ihren vielen Haltepunkten  bemerkenswerte Ausblicke unter anderem auf die Spölschlucht, das Val Cluozza mit dem Piz Quattervais im Hintergrund oder das Münstertal über dem majestätisch der Ortler tront.  In Santa Maria hat man die Möglichkeit rechts ab den Umbrail Pass zum Stilfser Joch zu fahren. Diese Möglichkeit werden wir jedoch ein anders Mal ausprobieren. Unser Weg führt uns heute weiter über Mals und den Rechenpass zurück nach Nauders.

Die schöne Unterengadin Passage durchfahren wir auf unserm Heimweg am nächsten Tag erneut bis Susch. Hier gehtes nach rechts zum Flüelapass mit seinen 2383m, der eine direkte Verbindung zum Prättigau bzw. dem Oberen Rheintal darstellt. Die meisten Fahrzeuge nutzen zu unserem Glück den Weg mit dem gebürenpflichtigen Autozug, an dessen Verladestation wir vor Susch vorbei fuhren. Nach einer kurzen serpentinenreichen Auffahrt geht es auf gut ausgebauter Straße durch eine von Geröllfeldern und zwei kleineren Gletscherseen geprägte baumlose Gegend. . Die nasse Straße führt auf der Passhöhe durch eine faszinierende Schneelandschaft weiter nach Davos. Dieser mondäne Wintersportort scheint seine Qualitäten nur im Winter ausspielen zu können, momentan finde ich diese Stadt weniger ansprechend.  Wir halten uns auch nicht länger auf und fahren weiter bergab Richtung Norden. Wir nutzen natürlich in Lichtenstein die Gelegenheit wieder etwas günstiger zu Tanken. Nach zügiger Fahrt über Valduz, Bregenz und durch den Pfändertunnel kommen wir wieder nach Deutschland. In Wangen geht es nach links Richtung Bad Waldsee. Das Barockkloster Zwiefalten ist für uns auf jeden Fall eine Besichtigung bei unser Fahrt durch die Schwäbische Alp wert. Das nahe gelegene Lautertal bildet schließlich noch einen landschaftlichen Höhepunkt unserer Reise, bevor wir die letzten Kilometer nach Leonberg teilweise auf der Autobahn fahren. Zum Abschluss kehren wir wieder am Glemseck zu einem Cappuccino ein und reflektieren über die letzten Tage.

 

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