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Tourbeschreibung

Tourbeschreibung

Tourbeschreibung
Die Mai- und Junifeiertage
eignen sich immer wieder dazu, ein paar Tage in die Berge zu fahren. Viele
Pässe sind dann schon wieder befahrbar.
Doch man darf sich vom schönen Wetter in den Tälern nicht
täuschen lassen. Auch zum Ende des Frühlings kann es hier vereinzelt noch zu
Kälteeinbrüchen in den hochalpinen Regionen kommen, die je nach Geländehöhe
von Neuschnee begleitet werden und Passsperrungen nach sich ziehen. Hinzu
kommen noch Straßenarbeiten, welche eine Überfahrt manchmal ebenfalls
unmöglich machen. Bei der Tourplanung ist es ratsam sich vorher über den
Streckenzustand zu informieren. Dadurch können sich weite Umwege
vermeiden lassen.
Für die Anreise nach Tirol
wählen wir die Route über die A8 bis Ulm und weiter über die A7 und A96 bis
Bregenz.
Die bekannte Strecke, am Pfänder
vorbei bis nach Au haben wir trotz des Verkehrs schnell hinter uns gebracht.
Hier biegen wir nach rechts ab und fahren über das Faschinajoch, vor
dem Furkajoch links am großen Walsertal vorbei nach Bludenz. Das Wetter ist
mit Temperaturen von 15°C in den Bergen und blauweißem Himmel ideal zum
Touren. "Montafon" steht auf den Straßenschildern, welchen wir folgen. Hier
ist die kostenpflichtige Silvretta Hochalpenstraße, die als nächstes
Etappenziel im Roadbook steht. Auch hier heißt es immer wieder die
Geschwindigkeit im Auge behalten, denn die ca. 30 Km bis zur Bielerhöhe
unserer nächsten Rast verleiten zu
flotter Fahrt, besonders wenn es darum geht, die doch recht
zahlreichen Wohnmobile zu überholen.
Beim Blick zum Piz Buin, frage
ich mich: Wie kommen die bloß dazu, einen Berg nach einem Sonnenöl zu
nennen? Die spinnen die.... aber das ist eine andere Geschichte. Da freut
mich als Saarländer das Schild Saarbrücker Hütte schon mehr. Auf unserem
weitern Weg Richtung Rechenpass, umfahren wir die Samnaun Gruppe, welche
sich in nordöstlicher Richtung an die Silvretta Region anschließt. Wir haben
uns für Nauders als
Ausgangspunkt für unsere Touren in den
nächsten Tagen entschlossen. Die vorgesehne Bikergrage des Hotels Hochland
ist bereits bestens mit Motorrädern gefüllt, wie auch die anderen
Bikerhotels in Nauders.
Nach dem sehrguten Abendessen
wird noch in der gemütlichen Stube eine Runde Tiroler Roulett gespielt.
Nein, nicht klein Monaco, sondern ein witziges
Holzspiel, bei dem es gilt, mittels eines spezielle Kreisels kleine Kugeln,
in entsprechende Vertiefungen, welche sich im oberen Randbereich einer
Holzschale befinden, zu versenken. Neben der notwendigen Feinmotorik zum
Drehen des Kreisels gehört auch noch eine gehörige Portion Glück zu diesem
Spiel.
Das Drehen am Gashahn am
nächsten Morgen geht uns da schon besser von der Hand. Rüber über den
Rechenpass, Foto am Kirchturm im Wasser und weiter zum Stilfser Joch, so ist
die Planung. In Sponding geht es direkt hinter einer Hausecke nach rechts
und dann gerade aus Richtung Trafoi und Stilfser Joch. Die kleine Brücke mit
Straßenverengung überfahre ich und grüße noch, nach Motorradfahrermanier ein
entgegenkommendes Moped. In Gedanken bin ich schon in den ersten Kehren der
Jochrampe. Das große Schild mit der roten Aufschrift "chusio" interessiert
mich in diesem Moment überhaupt nicht.
Ich bin grade dabei 2 Gänge runterzuschalten, als ich im
Rückspiegel Lichtzeichen zum Anhalten bekommen. Mist was ist den jetzt los?,
denke ich und halte an. Beim Absteigen bemerke ich, dass das von mir gerade
gegrüßte Motorrad wendete. "Das Joch ist gesperrt! Hast Du das Hinweisschild
nicht gelesen? kommt es mir schon entgegen. "Kann nicht sein! Ich habe auf
dem Webcambild vorgestern Motorräder oben gesehen! antworte ich ungläubig.
In diesem Augenblick hält die
andere Maschine neben uns. Walter und Inge, ein befreundetes Ehepaar aus
Liederbach steht vor uns. Welch ein Zufall. Walter hatte uns erkannt und
dachte, dass wir wegen Ihnen anhalten und hatte gewendet. Ich muss zu meiner
Schande gestehen, ich hatte nur das Joch im Kopf und Anita nur das
Hinweisschild.
Die beiden erzählen uns, dass die
Auffahrt über die Nordost-Rampe nicht möglich sei, weil ein großes
Straßenstück im oberen Bereich abgeruscht und noch nicht wieder hergestellt
ist. Die Auffahrt ist nur über Bormio oder Umbail möglich. "Ok! dann halt
nicht!" bemerke ich enttäuscht und überlege welche Route wir heute fahren
können.
Walter und Inge wollen heute
ins Schnalstal. "Ein Tal? Keine Pässe?" frage ich ungläubig in die Runde.
"Aber ja doch, ist genauso schön und viel weniger Verkehr und geht auch hoch
hinaus. Fahrt doch mit!", wirft Inge spontan ein. "Warum eigentlich nicht
lassen wir uns überraschen!", meinte Anita und die "Talfahrt" ist
beschlossen. Walter meint noch neben bei, dass er noch an der nächsten
Tankstelle zum Spritfassen anhalten muss. Die Suche nach einer offen
Tankstelle dauert gut eine Stunde, da wir fast bis Meran und wieder zurück
fahren müssen. Durch eine enge Schlucht führt dann der Steile Anstieg ins
Schnalstal, wo wir schnell an Höhe gewinnen. Hunger und Durst lassen
uns
nach wenigen Metern im ersten ansprechenden
Gasthaus einkehren. Brot mit Speck, wie der geräucherte Schinken hier
genannt wird, und für uns ein Cappuccino ist nun angesagt. Wir sitzen eine
ganze Weile bis wir uns wieder aufrappeln.
Da es den Beiden für das
Schnalstal mittlerweile zu spät ist, wollen wir ins benachbarte
Matelltal fahren. Die Straßenführung steht den Passüberfahrten in keiner
Weise nach. Enge Serpentinen schlängeln sich auch durch dieses Tal bergauf.
Vor dem Ende des Martelltals gibt es natürlich auch ein gemütliches
Gasthaus, wie soll es auch anders sein. Wir sitzen draußen in der Sonne und
mit einem tollen Blick auf den Ortler. In dieser Idylle gibt es die
Spezialität des Martelltals: Erdbeeren! Die werden nämlich hier im großen
Stil angebaut und haben einen gigantischen Geschmack. So geht der Nachmittag
kurzweilig ohne viel gefahren vorbei, was jedoch keiner der Anwesenden in
irgendeiner Weise bedauert
. Auf dem Rückweg begleiten wir Walter und Inge nach Prad und
fahren wenigsten noch den Anstieg zu Stilfser Joch bis zur Sperrung. Das
kurze Stück gibt uns eine Vorstellung von dem, was uns hier erwartet. Ein
schöner Motorradtag, den Keiner von uns so hätte planen können.
Die klassische Sella Runde
steht für den folgenden Tag auf dem Programm. Vorbei an Meran und
Bozen fahren wir bei Kastelruth ins Grönder Tal ein. Hinter Wolenstein
biegen wir nach rechts ab
ins Sella Masiv. Nach einigen Kilometern müssen wir jedoch
wenden. Denn hier haben die Südtiroler Straßenbaumeister einen mehrere Meter
breiten und tiefen Graben quer durch die Fahrbahn gezogen. "Einen Moment
noch! Wir legen nur noch die Rohre rein und machen das Loch zu. Es dauert
nicht mehr lange, vielleicht 2-3 Stunden!" bekomme ich von einem der
Straßenbauer auf meine Frage wie lange es denn noch ungefähr dauern würde,
zur Antwort. Wie schütteln nur ungläubig den Kopf und freuen und,
dass wir mit unseren Maschinen noch wenden können.
Da die Baustelle nirgends vorher angezeigt wird. stauen sich
mittlerweile Autos, Busse, und Camper schon einige hundert Meter in beide
Richtungen. Wir fahren weiter Richtung Süden über das Sella Joch. Bei einem
Mega Eisbecher in Arabba lassen wir uns noch etwas aus über die doch
wundersame Weise der Straßenbauarbeiten und die tollen Kurven des Prodojs
den wir gerade überfuhren. Bei strahlendem Sonnenschein geht es anschließend
wieder gegen Nauders.
Das Wetter am folgenden Tag ist
zwar trocken, aber bei weitem nicht so schön wie am Vortag. Aus
diesem Grund wählen wir für diesen Tag eine kurze
Tour ins benachbarte Kaunertal. Kostenpflichtig, wie so viele schöne
Strecken in Österreich, führt der an manchen Stellen sehr steile Weg bis zur
Seilbahnstation auf 2750m. Das ist fast genau die Höhe der Stilfser Jochs.
Von hieraus geht es direkt auf den Gletscher. Unsern Aufenthalt hier
belassen wir jedoch bei einigen Fotos. Der einsetzende Schneefall und die
Temperaturen um den Gefrierpunkt raten uns zur Rückfahrt.
Die Straße ist mittlerweile an den Steilstücken nass und leicht
schmierig. Die Suzi mit ihrem V2 ist durch ihre Motorbremswirkung hier
eindeutig im Vorteil. Mit meinem V4, dem höheren Gewicht und dem
Combibremssystem ist es erheblich schwieriger die Geschwindigkeit
abzubremsen ohne in den Kehren gerade aus zu fahren. An Kurven mit
Schräglage ist im Moment nicht zu denken. Die Physik hat halt sehr enge
Grenzen und um diese nicht auszuloten, gehen wir die obere Passage der
Abfahrt besonders Vorsichtig an.
Die dicke Wolkendecke und der angesagte Regen, lassen uns am
nächsten Morgen auf Plan B umschwenken. Wir werden heute ausgiebig die
Wellnesseinrichtung des Hotels testen. Während des Frühstücks sehen wir die
ersten Motorräder, auf bereits leicht feuchter Straße durch Nauders fahren.
Als wir etwas später auf unseren Liegestühlen dicke
Regentropfen über uns auf das Glasdach prasseln sehen, fühlen wir uns in
unserer Entscheidung mehr als bestätigt. Die weiteren Highlights des Tages
sollen nur noch ein Fitnessstündchen und etwas Sauna werden. Am späteren
Nachmittag finden sich dann langsam die andern Motorrad fahrenden Gäste ein.
Sie erzählen uns, dass die heutige Fahrt ohne trockenen Streckenabschnitt
richtig ins Wasser gefallen ist.
Am nächsten Tag strahlt die
Sonne wieder über die Berge und wir fahren den Weg gegenüber unseres Hotels
hinauf über die Norberthöhe in Richtung Zollfreigebiet Samnaun. Der Weg in
diese Steueroase ist jedoch über weite Strecken in sehr bescheidenem Zustand
und mit Baustellen gepflastert. "Der Weg
zu weniger Steuern ist halt recht "steinig", denke ich mir, als
wir wieder einmal an einer der Ampelanlagen mit den sehr langen Schaltzeiten
warten. In Samnaun angekommnen, haben wir aber auf eine ausgiebige
Einkaufstour keine Lust mehr. Die langen Schlangen an den Tankstellen zeigen
uns, dass der Tanktourismus floriert. Während des Tankes überlegt es sich
Petrus anders und öffnet kurz seine Schleusen. Als der Regen nachgelassen
hat fahren wir weiter in die Schweiz. Der Ofenpass ist unser nächstes Ziel.
Wenig Verkehr, ein blauer Himmel und eine wieder trockene Straße machen die
Fahrt durchs Unterengadin zu einem richtigen Vergnügen. Der 2149m hohe
Ofenpass gehört unserer Meinung nach aus Sicht der Streckenführung eher zur
Kategorie der einfacheren Pässe. Die mitten durch den Schweizer Nationalpark
verlaufenden Passüberfahrt bietet mit ihren vielen Haltepunkten
bemerkenswerte Ausblicke unter anderem auf die Spölschlucht, das Val Cluozza
mit dem Piz Quattervais im Hintergrund oder das Münstertal über dem
majestätisch der Ortler tront.
In Santa Maria hat man die Möglichkeit rechts ab den Umbrail
Pass zum Stilfser Joch zu fahren. Diese Möglichkeit werden wir jedoch ein
anders Mal ausprobieren. Unser Weg führt uns heute weiter über Mals und den
Rechenpass zurück nach Nauders.
Die schöne Unterengadin Passage
durchfahren wir auf unserm Heimweg am nächsten Tag erneut bis Susch. Hier
gehtes nach rechts zum Flüelapass mit seinen 2383m, der eine direkte
Verbindung zum Prättigau bzw. dem Oberen Rheintal darstellt. Die meisten
Fahrzeuge nutzen zu unserem Glück den Weg mit dem gebürenpflichtigen
Autozug, an dessen Verladestation wir vor Susch vorbei fuhren. Nach einer
kurzen serpentinenreichen Auffahrt geht es auf gut ausgebauter Straße durch
eine von Geröllfeldern und zwei kleineren Gletscherseen geprägte baumlose
Gegend. . Die nasse Straße führt auf der Passhöhe durch eine faszinierende
Schneelandschaft weiter nach Davos. Dieser mondäne Wintersportort scheint
seine Qualitäten nur im Winter ausspielen zu können, momentan finde ich
diese Stadt weniger ansprechend. Wir halten uns auch nicht länger auf
und fahren weiter bergab Richtung Norden. Wir
nutzen natürlich in Lichtenstein die Gelegenheit wieder etwas
günstiger zu Tanken. Nach zügiger Fahrt über Valduz, Bregenz und durch den
Pfändertunnel kommen wir wieder nach Deutschland. In Wangen geht es nach
links Richtung Bad Waldsee. Das Barockkloster Zwiefalten ist für uns auf
jeden Fall eine Besichtigung bei unser Fahrt durch die Schwäbische Alp wert.
Das nahe gelegene Lautertal bildet schließlich noch einen landschaftlichen
Höhepunkt unserer Reise, bevor wir die letzten Kilometer nach Leonberg
teilweise auf der Autobahn fahren. Zum Abschluss kehren wir wieder am
Glemseck zu einem Cappuccino ein und reflektieren über die letzten Tage.
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