
Historie

Um die Lebensart und die Menschen dieser Region besser verstehen zu
können, ist es notwendig sich etwas mit dem historischen Hintergrund zu
beschäftigen.
Die geschichtsträchtige Region in der Mitte Europas, wurde in den
vergangenen Kriegen immer wieder hart umkämpft, so dass die hier Menschen im
Laufe der Zeit oftmals ihre Nationalität zwischen deutsch und französisch
wechseln mussten.
Das Saarland, wie wir es kennen, gab es 150 Jahren noch nicht. Der
größte Teil unterstand dem Regierungsbezirk Trier der preußischen
Rheinlande. Der zweitgrößte Teil, der Bayerischen Rheinkreist (Rheinpfalz)
mit dem Regierungssitz Speyer gehörte zu Bayern. Der kleinste Teil, das
Fürstentum Birkenfeld war im Besitz dieses Großherzogtums zu Oldenburg.
Zwischen diesen Gebieten gab es vor 1834 noch richtige Zollgrenzen. Ein
zollfreies Reisen durch diese Gegend war erst nach 1851 möglich.
Die Industrialisierung gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts brachten an
der Saar den Wandel von der Landwirtschaft zum Arbeiter in der Industrie.
Technische Neuerungen und die Umstellung in der Rohstoff- und
Energieversorgung führten zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Der Einsatz
von Dampfmaschinen, die Umstellung von Stollenabbau auf Schachtabbau in den
Kohlegruben der Saar, die Ansiedelung von Eisenhütten und brachte viele neue
Arbeitsplätze. Neben der Saarschifffahrt mit Anschluss an das französische
Kanalnetz kam mit der Eisenbahn auch noch ein weiterer wichtiger Verkehrsweg
hinzu. Viele Menschen aus den ländlichen Gebieten des heutigen
Nordsaarlandes, des Hunsrücks, Lothringens oder der Westpfalz nahmen jede
Woche Fußmärsche von bis zu dreißig Kilometern und mehr auf sich um hier
während der Woche zu arbeiten. Sie lebten dann als "Einlieger" bei Familien
oder in den Schlafhäusern nahe den Gruben und Hütten. Es entstand ein Stahl-
und Montanrevier mit einem eigenen Charakter, welches bald im Interesse
deutsch-französischer Auseinandersetzungen stand. Diese gipfelten im
deutsch-französische Krieg 1870/71.
Die Zitadelle in Bitche, welche wir uns näher anschauten, ist ein
Zeitzeuge des ungebrochenen französischen Patriotismuses dieser Zeit. Hier
wurde noch gekämpft, als der Krieg schon längstens beender war. Unser
weiterer Weg führte uns über die französischen Spicherer Höhen vor den Türen
Saarbrückens. Hier trafen am 6. August 1870 Deutsche und
Franzosen zu einem Gefecht Mann gegen Mann. Als sich die die Franzosen am
Abend geordnet zurück zogen, blieben auf dem Schlachtfeld 9.000 Tote
und Verwundete zurück. Der Name "Schultze Kathrin" (Katharina Weißgerber)
taucht in diesem Zusammenhang immer wieder auf. Während dieser Schlacht am
Spicherer Berg brachte sie unter Einsatz ihres Lebens viele Verwundete
beider Seiten aus der Gefahrenzone. Nach dem deutsch-französischen Krieg
1870/71 gehörten Ostlothringen und das Elsass zum Deutschen Reich.
Im Zeichen des damaligen allgemeinen industriellen Aufschwungs
entwickelte sich hier ein ganzheitlicher Wirtschaftsraum. Eine über
Jahrzehnte gewachsene wirtschaftliche Struktur unterlag nun neuen
staatlichen Formationen.
Denn die alten historischen Grenzen blieben von den Siegern des Ersten
Weltkrieges unberücksichtigt, sie stellten das Saargebiet entsprechend des
"Versailler Vertrages" als „Saargebiet" unter der Herrschaft des
Völkerbundes. Somit bildete das Saargebiet erstmals eine eigene
Verwaltungseinheit.
Bei der Saarabstimmung vom 13. Januar 1935 stimmten trotz der
nationalsozialistischen Herrschaft über 90 Prozent der Stimmberechtigten für
die Rückkehr ins Deutsche Reich. Nach dem 2. Weltkrieg und langen
Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und der neu gegründeten
Bundesrepublik Deutschland einigten sich beide auf ein europäisches Statut
für das Saarland, welches aber in der Volksabstimmung vom 23. Oktober 1955
abgelehnt wurde. Dies ermöglichte den Luxemburger Vertrag vom 27. Oktober
1956, in dem Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland die
Rückgliederung des Saarlandes als Bundesland ab dem 1. Januar 1957
vereinbarten. Somit stand dem Abschluss der Römischen Verträge und der
Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft im gleichen Jahr nichts
mehr im Wege. Am 6. Juli 1959 dem "Tage X" folgte schließlich die
wirtschaftliche Rückgliederung aus dem französischen in den deutschen
Wirtschaftsraum.
Auf Grund der wirtschaftlichen Entwicklung wurde der Förderbetrieb der
einst 18 Schachtanlagen Anlagen ständig verringert werden. Heute
(2002) gibt es im Saarland noch zwei (Verbund-)Bergwerke. Hinsichtlich der
Beschäftigtenzahlen bedeutet dies, dass während in den 50er Jahren noch bis
zu 65.000 Menschen im saarländischen Steinkohlebergbau beschäftigt waren. Im
Jahr 2005 werden es nur noch 6.500 sein.
Die Situation beim 2. großen Standbein der Saarindustrie dem Stahl ist
Aufgrund weltweiter Überproduktion und Senkung der Frachtkosten für
Übersee-Stahl genauso deprimierend.
Die europäische Stahlkrise in der Mitte der 70iger Jahre traf auch die
saarländischen Hütten hart. In Folge der allgemeinen Rezession in
Westeuropa, anhaltender Ostimporte und protektionistischer Maßnahmen der USA
verschlechterte sich die Situation am Stahlmarkt 1991 erneut. Die Krise der
europäischen Stahlindustrie spitzte sich ab Mitte 1992 weiterhin zu. Somit
musste im Mai 1993 die „Saarstahl AG" Konkurs anmelden, was sich in den
Beschäftigtenzahlen widerspiegelt: Anfang der 60er Jahre waren es noch mehr
als 43.000, die in der saarländischen Eisen- und Stahlindustrie tätig waren,
im Jahr 2000 zählte man noch rund 10.000 Beschäftigte.
Die Entwicklung im benachbarten Lothringen verlief ähnlich. Bei
Betrachtung der Erwerbstätigenzahlen nach Wirtschaftssektoren im
saarländischlothringischen Vergleich zeichnen sich auf beiden Seiten der
Grenze identische Entwicklungen ab, die den heutigen Strukturwandel
widerspiegeln.
Die einstigen industriellen Schwerpunkte vermindern sich immer mehr. Nur
wenige Betriebe wie z.B die Ford-Werke in Saarlouis oder die
Smart-Produktion in Hambach fanden in den letzten Jahren eine Ansiedelung in
dieser Region.
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